Die AG Esco Medical Technologies, die vor zehn Jahren mit nur drei Mitarbeitern an den Start ging, hat heute über 70 Beschäftigte und sucht aktiv nach weiteren Kräften. Raum für seine immer größeren Projekte und den Zuwachs seiner Teams erhält das Unternehmen nun durch einen Neubau auf einem gepachteten Grundstück in der Freien Wirtschaftszone (FWZ) Kaunas. Hier entstehen Fertigungsanlagen für medizinische Ausstattung mit einem Investitionsvolumen von über 15 Millionen Euro.
Eine der strategischen Richtungen der FWZ Kaunas ist die Ansiedlung von Unternehmen aus dem High-Tech-Bereich und Schwerpunkten in der wissenschaftlichen Forschung, experimenteller Erweiterung und Innovation. Die AG Esco Medical Technologies, Entwickler und Hersteller von Ausstattung für Fertilitätskliniken und -Laboratorien, passt genau auf diese Beschreibung. Im November dieses Jahres berichtete Esco Medical Technologies über den Baubeginn seiner neuen Produktionsanlagen für medizinische Ausstattung.
Das Unternehmen ist bereits seit einem Jahrzehnt in Kaunas ansässig. Ein litauisch-dänisches Team, Hersteller von Labor- und Pharmazieausstattung, entwickelte damals den ersten Inkubator.
„Schon damals verfügten wir über das Produkt und über Leute mit Marktkenntnis. Daher haben wir dem Life-Science-Unternehmen Esco die Investition in ein neues Unternehmen vorgeschlagen, das medizinische Ausstattung für Labors zur künstlichen Befruchtung entwickelt und herstellt“, so Evaldas Pečiūnas, Vertreter des Konzerns Esco Lifesciences mit Leitung in Singapur, über die Anfänge seines Unternehmens.
Bei ihrer Gründung verfügte die Firma AT Medical, die von Esco zum Teil übernommen wurde, über drei Mitarbeiter und fertigte genau ein Produkt. In den folgenden zwei Jahren wuchs die Belegschaft auf 15 Personen und das Angebot auf vier Anlagenmodelle. 2015 hatte sich Esco bereits zu einem bekannten Namen auf dem Markt für medizinische Ausstattung gemausert und war einer der führenden Hersteller von Inkubatoren. 2018 erwarb Esco die übrigen Aktiva der AT Medical AG; fortan firmierte das Unternehmen unter dem Namen Esco Medical Technologies.
Heute produziert das Unternehmen mehr als zehn verschiedene Anlagen und entwickelt weitere Produkte. Sämtliche Inkubatoren der Serie Miri sind von der Entwicklung bis zur Herstellung Made in Lithuania; in Kaunas fertigt man auch Benchtop- und Timelapse-Inkubatoren, Validierungssysteme und Laminarkammern für Prozesse rund um die künstliche Befruchtung (IVF).
Kaunas: Hervorragende Fachleute, aber noch zu wenige im IT-Sektor
Das Unternehmen zählt derzeit 75 Beschäftigte und sucht aktiv nach weiteren Kräften. Fachleute der Bereiche Maschinenbau, Elektronik, Software und IT arbeiten bereits heute bei Esco Medical Technologies.
„Angesichts der Erholung des Marktes bin ich sicher, dass wir eine ganze Anzahl neuer Arbeitskräfte brauchen werden. Allein im vergangenen Monat hatten wir vier Neuzugänge. Leider fehlt es uns vorläufig an Platz, deshalb freuen wir uns auf die Fertigstellung des neuen Gebäudes in der FWZ Kaunas“, so Pečiūnas.
Über die Lage am Arbeitsmarkt in der Region Kaunas können die Vertreter des Unternehmens nach eigener Aussage nicht klagen. Sie freuen sich über den Zuwachs an fähigen, engagierten Mitarbeitern, die verantwortungsvoll und sorgfältig arbeiten und sich aktiv in das Betriebsleben einbringen. Als allgemeine Tendenz bleibt jedoch der Mangel an Programmierern spürbar.
„Bisher können wir noch nicht so viele Programmierer heranziehen, wie wir möchten. Vielleicht haben wir noch nicht alle Kanäle ausgeschöpft oder haben nicht das geboten, was solche Fachleute erwarten. Soweit ich sehen kann, stehen wir mit diesem Problem aber nicht allein da“, so der Vertreter von Esco.
Die notwendigen Fachleute für bestimmte Positionen werden von Esco aus jungen Absolventen oder noch Studierenden selbst ausgebildet, oder das Unternehmen wirbt erfahrene Spezialisten aus verwandten Branchen an. Doch auch diese brauchen Zeit, um Neues zu lernen und sich die Feinheiten anzueignen, die für die erfolgreiche Arbeit mit den Produkten von Esco erforderlich sind.
„Ausländische Arbeitskräfte werben wir nicht direkt, es gibt ausreichend Spezialisten vor Ort; wir arbeiten mit Kollegen anderer Zweige der Gruppe zusammen. Darüber hinaus können wir mit attraktiven Angeboten um Mitarbeiter werben, die aus dem Ausland nach Litauen zurückkehren und nach einer erfolgreichen beruflichen Laufbahn in anderen Ländern ihre Erfahrungen für eine ebenso erfolgreiche Arbeit hier in Litauen einsetzen wollen“, so Pečiūnas.
Zeitaufwändige Neuentwicklungen
Esco betätigt sich in Kaunas nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Entwicklung neuer Produkte. In der FuE-Abteilung arbeiten Maschinenbau- und Elektronikingenieure, Programmierer und Biologen – insgesamt etwa 10 Personen. Weitere acht Beschäftigte sind in der Entwicklung innovativer Produkte in der Zweigstelle in Dänemark tätig.
In der Forschung und Entwicklung gibt es eine enge Zusammenarbeitern mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen an Universitäten in Litauen und im Ausland. Im Zusammenhang mit den Hochschulpartnerschaften spricht Pečiūnas von der langjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit mit Prof. Vidas Raudonis von der Technischen Universität Kaunas, den Wissenschaftlern von der Medizinischen Hochschule Litauen, die zu hervorragenden Ergebnissen beigetragen haben, sowie Beratungen mit Physikern der Universität Vilnius.
„Ich bin sehr froh über alle diese Beziehungen und darüber, dass diese Wissenschaftler trotz ihrem vollen Terminkalender immer bereit sind, uns auf höchstem Niveau Unterstützung zu leisten. Darüber hinaus helfen auch Wissenschaftler aus anderen Ländern, die an österreichischen oder spanischen Universitäten tätig sind. Ohne eine solche Zusammenarbeit wäre das Wachstum unseres Unternehmens und die Entwicklung neuer Anlagen kaum vorstellbar.“
In der Regel geht die Notwendigkeit zur Entwicklung neuer Erzeugnisse nicht nur von den Kunden aus, sondern auch von den Erkenntnissen und der Weitsicht der Hersteller selbst. Sie versuchen einen Schritt voraus zu sein und bestimmte Prozesse mit innovativem Blick zu betrachten. Doch bis zur Präsentation neuer Produkte vergeht einige Zeit: Der Weg von der ersten Idee bis zum gebrauchsfertigen Produkt nimmt nicht weniger als zwei Jahre in Anspruch; einige Projekte befinden sich bereits seit 4-5 Jahren in der Entwicklung und haben immer noch nicht die Zielgerade erreicht.
Für den Einsatz der High-Tech-Produkte müssen die Benutzer entsprechend geschult werden. Der Hersteller organisiert Schulungen und Seminare für Techniker aus verschiedenen Ländern zum Umgang mit den in Kaunas hergestellten Anlagen. Daher wird es in dem neuen Esco-Gebäude in der FWZ Kaunas auch einen Show Room geben, in dem nicht nur alle Erzeugnisse der Firma ausgestellt werden, sondern auch Seminare, Arbeitssitzungen und Schulungen für die potenziellen Kunden veranstaltet werden können.
Die Frei Wirtschaftszone Kaunas hat derzeit 53 ausländische und inländische Investoren versammelt, die fortschrittliche technologische Lösungen anbieten und innovative Produkte entwickeln. Von der ersten Investition 2005 bis heute entstanden in der FWZ Kaunas über 7 800 Arbeitsplätze; mehr als 1,2 Milliarden Euro Direktinvestitionen wurden hier getätigt.